Wenn Content zur Falle wird

Content Marketing wird heutzutage als „Heilmittel“ für die Kundengewinnung angepriesen. Berater, Social-Media-Experten und Influencer schwärmen von den Erfolgen, die durch eine starke Online-Präsenz erzielt werden können. Unternehmer hören, wie wichtig es sei, ständig präsent zu sein, Inhalte zu produzieren und auf Social Media mit Kunden zu interagieren. Doch was sie oft nicht sehen: Während sie unzählige Stunden und viel Geld in diese endlose Content-Schleife investieren, vernachlässigen sie ihre eigentlichen Kernkompetenzen – und riskieren am Ende wirtschaftliche Verluste, statt Erfolge zu feiern.

Content Marketing birgt einen signifikanten Kostenaufwand und das nicht nur finanziell, sondern auch zeitlich. Viele Unternehmen, die versuchen, sich online zu positionieren, scheitern dabei, ihre Inhalte sichtbar zu machen und von der Konkurrenz abzuheben. Die Flut an Inhalten auf Plattformen wie Instagram, Facebook und YouTube ist immens – und nur wenige Unternehmen können sich in diesem Meer an Content behaupten. Die Folge: Ihre Inhalte gehen in der Masse unter, die Kosten steigen, und die erhofften Neukunden bleiben aus.


Die Schattenseiten von Social Media und Content Marketing

Es scheint, als ob jedes Unternehmen in den sozialen Medien vertreten sein muss. Tatsächlich legen viele Kunden großen Wert auf eine Online-Präsenz. Doch Content Marketing als Strategie für langfristiges Unternehmenswachstum zu betrachten, kann gefährlich werden. Während Content-Strategien für große Marken wie Coca-Cola oder Nike funktionieren, sehen die Ergebnisse für kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) oft anders aus. Ein lokales Modegeschäft, das gerade erst seine Website aufgebaut hat, kann möglicherweise von der Sichtbarkeit profitieren – aber für viele andere Unternehmen bedeutet die Investition in Content Marketing eher einen Verlust an Zeit und Geld.

Beispiel: Die lokale Bäckerei

Betrachten wir das Beispiel einer Bäckerei in einer mittelgroßen Stadt. Die Bäcker investieren erhebliche Summen und viel Zeit in Social Media: Sie posten Bilder ihrer Backwaren, erstellen Instagram-Stories über ihre tägliche Arbeit und pflegen ihre Facebook-Seite. Sie hoffen, dass dies neue Kunden anzieht und ihre Marke stärkt. Doch die Realität sieht anders aus. Während sie viel Zeit auf Social Media verbringen, bleibt wenig Raum für die Verbesserung ihrer Produkte, die Entwicklung neuer Rezepte oder die Verbesserung der Kundenbetreuung. Die Zeit, die in die Content-Erstellung fließt, geht zu Lasten ihrer eigentlichen Arbeit und schwächt langfristig ihre Position am Markt.

Beispiel: Der Fitnesscoach

Ein weiterer Fall ist der Fitnesscoach, der eine kleine, aber treue Kundengruppe hat und durch Mundpropaganda erfolgreich ist. Er wird von Social-Media-Beratern überzeugt, dass ein stärkerer Fokus auf Content Marketing ihn zu neuen Kunden führen würde. Der Coach investiert Zeit und Geld, um Videos zu drehen, Beiträge zu schreiben und Live-Trainings auf Instagram anzubieten. Doch trotz des großen Aufwands bleibt der erhoffte Kundenzuwachs aus. Stattdessen sinkt seine Aufmerksamkeit für seine aktuellen Kunden, da er sich stärker mit der Content-Erstellung beschäftigt. Das Ergebnis: Er verliert Kunden und sieht sich mit sinkenden Einnahmen konfrontiert.


Warum Content Marketing die Wirtschaft schwächt

Wenn Unternehmen ständig ihre Ressourcen in Content Marketing investieren, anstatt ihre Kernkompetenzen zu stärken, hat das Auswirkungen, die weit über die Einzelunternehmen hinausgehen. Die Wirtschaft verliert an Produktivität und Effizienz, da immer mehr Unternehmer ihre Zeit damit verbringen, digitale Inhalte zu produzieren, statt das eigentliche Produkt oder die Dienstleistung zu verbessern.

  1. Verlust von Fokus und Effizienz: Unternehmen verlieren den Fokus auf ihre Kernaufgaben, und das führt zu Ineffizienzen. Ein regionaler Dienstleister, der sein Marketing-Budget auf Content Marketing umstellt, mag dabei am Kern vorbei agieren. Beispielsweise könnte ein Gärtner durch aufwendige Content-Kampagnen den Fokus auf seine kreativen Gartenideen verlieren und in die Social-Media-Routine abrutschen. Statt neue Projekte für Kunden zu planen, verfasst er Social-Media-Posts – mit nur minimalem Nutzen für sein Geschäft.

  2. Finanzielle Einbußen: Viele Unternehmen investieren hohe Summen in Content-Marketing-Kampagnen und Social-Media-Werbung. Die Ergebnisse lassen oft zu wünschen übrig, da viele Inhalte nicht das angestrebte Publikum erreichen oder kaum eine Reaktion auslösen. Dies führt zu finanziellen Engpässen, und gerade kleine Unternehmen können dadurch langfristig geschwächt werden. Ein Reisebüro beispielsweise könnte anstatt in teure Facebook-Ads zu investieren, seine Kundenbindung durch persönlichen Service stärken.

  3. Rückgang der Qualität: Wenn Unternehmen Zeit in Content statt in die Verbesserung ihrer Produkte investieren, kann das zu einem Qualitätsverlust führen. Ein Beispiel ist eine Restaurantkette, die mehr Zeit in Food-Blogger-Kampagnen und Instagram-Werbung investiert als in die Schulung ihrer Mitarbeiter. Statt der erhofften Reichweite sinkt die Qualität des Kundenerlebnisses.


Das Märchen vom großen Content-Erfolg

Die große Illusion, dass Content Marketing langfristigen Erfolg bringt, beruht darauf, dass einige Unternehmen es tatsächlich schaffen, durch guten Content große Reichweiten zu erzielen. Diese Fälle sind jedoch selten und oft stark vom Markt und den Zielgruppen abhängig. Ein Beispiel ist der große Fitness-Influencer, der mit einem viralen Video Hunderttausende Menschen erreicht – eine Ausnahmeerscheinung, die für kleinere Akteure undenkbar bleibt.

Kleinere Unternehmen oder solche, die nicht über die Kapazitäten für außergewöhnlichen Content verfügen, scheitern meist daran, die Masse zu durchdringen. Ein Start-up, das erst kürzlich gegründet wurde, mag von einer starken Content-Strategie träumen, doch oft fehlt es an den notwendigen Ressourcen und Erfahrungen. Der Versuch, die „Content-Marketing-Schablone“ erfolgreicher Firmen auf kleine Unternehmen zu übertragen, verläuft häufig im Sande – und das Startup hat am Ende mehr Geld ausgegeben, als es verdient hat.


Die echten Gewinner: Plattformen und Berater

Während die meisten Unternehmen finanziell und zeitlich unter der Content-Marketing-Bürde leiden, gibt es Gewinner. Plattformen wie Instagram, Facebook und TikTok verzeichnen steigende Gewinne, da der Ansturm auf Content-Marketing zu höheren Werbeausgaben führt. Content-Creator und Social-Media-Berater profitieren ebenfalls, indem sie Unternehmen zum Aufbau einer digitalen Präsenz drängen, ohne Rücksicht auf den tatsächlichen Nutzen.

Beispiel: Das kleine Hotel

Ein kleines, familiengeführtes Hotel in einer ländlichen Region wurde von einer Content-Marketing-Agentur überzeugt, in eine massive Social-Media-Kampagne zu investieren. Die Agentur versprach, eine junge Zielgruppe anzusprechen, und das Hotel investierte tausende Euro in Content und Werbung auf Instagram und Facebook. Doch die Ergebnisse blieben aus: Die Buchungen stiegen kaum, und die Ausgaben für die Agenturleistungen und Werbemaßnahmen führten zu finanziellen Engpässen. Am Ende kehrte das Hotel zurück zu bewährten Methoden wie Kooperationen mit lokalen Tourismusbüros und dem Direktmarketing über Stammkunden – eine Rückkehr zur Basis, die letztendlich erfolgreicher war.


Alternativen: Zurück zu den Wurzeln

Die Lösung liegt nicht darin, Content Marketing komplett zu vermeiden. Vielmehr sollten Unternehmen diese Strategie bewusster und gezielter einsetzen und sich nicht vollständig darauf verlassen. Der Schlüssel liegt darin, die eigenen Kernkompetenzen nicht zu vernachlässigen und die Content-Erstellung auf wesentliche Inhalte zu beschränken.

  1. Fokus auf Kernkompetenzen: Unternehmen sollten sich auf das konzentrieren, was sie einzigartig macht. Ein Café könnte mehr Energie in die Schaffung eines einzigartigen Menüs und den Aufbau einer persönlichen Kundenbeziehung stecken, statt Stunden in die Erstellung von Social-Media-Posts zu investieren.

  2. Gezielte Werbung: Statt in Content zu investieren, der nur wenig Beachtung findet, könnte ein regionales Unternehmen durch gezielte, lokale Werbemaßnahmen mehr erreichen. Beispielsweise kann eine Bäckerei durch Kooperationen mit umliegenden Schulen und Firmen Kunden gewinnen, statt auf Social Media um Aufmerksamkeit zu kämpfen.

  3. Verwendung von Daten und Analysen: Unternehmen können ihre Content-Marketing-Bemühungen effektivieren, indem sie datenbasiert entscheiden, was funktioniert und was nicht. Ein Beispiel wäre ein Restaurant, das auf Posts mit einem besonders hohen Engagement reagiert und gezielt ähnliche Inhalte erstellt.


Ein Weckruf für Unternehmen

Die Content-Marketing-Lüge ist eine Gefahr für Unternehmen, die sich davon abhalten lassen, ihre Energie und Ressourcen auf das zu richten, was sie erfolgreich macht. Unternehmen, die sich stattdessen auf ihre Stärken konzentrieren, ihre Kernkompetenzen ausbauen und dabei die Effizienz im Auge behalten, sind langfristig oft erfolgreicher. Der Schaden, den die Content-Marketing-Lüge für die Wirtschaft verursacht, ist erheblich – und es wird Zeit, dass Unternehmen ihre Strategie überdenken und den Mut haben, sich wieder auf ihre eigentlichen Werte zu besinnen.