Read Outs Graz

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Wo sind Anstand und Respekt geblieben? - Vorfall Bushaltestelle Graz Eggenberg.

Sehr geehrte Damen und Herren,

Ich schreibe Ihnen diese Zeilen mit einem tiefen Schmerz und einer nicht enden wollenden Empörung im Herzen. Es ist mir ein dringendes Bedürfnis, den Vorfall, den ich am 15. September an einer Bushaltestelle in Graz Eggenberg erleben musste, zu schildern, denn er lässt mich bis heute nicht los.

Es war ein ganz normaler Morgen. Ich stand an der Bushaltestelle und wollte lediglich den Fahrplan überprüfen, als ich plötzlich aus den Augenwinkeln bemerkte, wie ein junger Mann in Begleitung eines Mädchens vor meinen Füßen auf den Asphalt spuckte. In einem Moment der Fassungslosigkeit blieb ich stehen, verwirrt und überrascht von dieser Respektlosigkeit. Ich zögerte einen Moment, doch ich dachte mir: „Vielleicht hat er es nicht absichtlich getan, vielleicht ist es ihm nicht bewusst, wie unangemessen diese Geste war.“

Mit dieser inneren Überzeugung ging ich auf ihn zu. Freundlich und ruhig, wie ich es in solchen Situationen immer tue, bat ich ihn, so etwas doch bitte zu unterlassen. Doch was folgte, hätte ich in meinen schlimmsten Albträumen nicht erwartet. Dieser junge Mann begann, mich mit einer Flut von Beschimpfungen und Beleidigungen zu überhäufen, die mich zutiefst erschüttert haben. Es war nicht nur seine Respektlosigkeit, die mich traf, sondern die Kälte und der Hass, die in seinen Worten lagen. „Bald ist es sowieso unser Land“, sagte er. Diese Worte hallen seitdem in meinem Kopf wider und ich frage mich: Was hat ihn dazu gebracht, so etwas zu sagen?

Ich bin eine Frau, die bei Gott nichts gegen Migranten hat. Ich habe immer daran geglaubt, dass wir alle, egal woher wir kommen, zusammenleben können, wenn wir einander mit Anstand und Respekt begegnen. Doch an diesem Tag musste ich feststellen, dass es Menschen gibt, die genau diesen Anstand verloren haben – egal, woher sie kommen. Es stellte sich später heraus, dass der junge Mann Tschetschene war. Es war mir jedoch nie wichtig, welche Herkunft er hatte. Was mir wichtig war – und was jeder von uns erwarten darf – ist ein respektvolles Miteinander. Unabhängig von Nationalität, Religion oder Herkunft.

Es ist erschütternd, dass jemand, der hier in unserem Land lebt, das ich mein Zuhause nenne, mir ins Gesicht sagen kann, dass es „bald sein Land“ sein wird. Was bedeutet das? Bedeutet das, dass der Respekt vor den Menschen, die hier leben, mit einem solchen Satz einfach über Bord geworfen wird? Bedeutet das, dass ich in der Stadt, in der ich geboren und aufgewachsen bin, nicht mehr das Recht habe, in Frieden und Würde meinen Alltag zu leben?

Ich frage mich: Wo sind die Werte geblieben, die uns Menschen miteinander verbinden sollten? Werte wie Respekt, Rücksichtnahme und Anstand. Diese Werte, die wir uns als Gesellschaft nicht nur wünschen, sondern die das Fundament unseres Zusammenlebens bilden sollten, scheinen in den Augen dieses jungen Mannes nichts wert zu sein. Wie konnte es so weit kommen?

Ich bin keine Frau, die leicht aufgibt. Ich habe in meinem Leben schon viele Schwierigkeiten gemeistert und ich habe immer an das Gute im Menschen geglaubt. Aber dieser Vorfall hat in mir etwas verändert. Er hat mich aufgerüttelt und mir vor Augen geführt, dass wir als Gesellschaft nicht einfach zuschauen dürfen, wie Respektlosigkeit und Hass unser Miteinander vergiften. Wir müssen aufstehen und klar Stellung beziehen gegen solche Verhaltensweisen. Nicht, weil wir Menschen aufgrund ihrer Herkunft verurteilen, sondern weil wir uns gegenseitig als Menschen respektieren müssen – unabhängig davon, woher wir kommen.

Ich hoffe von Herzen, dass diese Zeilen viele Menschen erreichen und zum Nachdenken anregen. Wir dürfen nicht zulassen, dass solche Vorfälle zur Normalität werden. Wir dürfen nicht zulassen, dass Hass und Spaltung unsere Gesellschaft prägen. Denn wir alle – egal ob gebürtige Grazerin oder Neuzuwanderer – sind hier, um miteinander zu leben, nicht gegeneinander.

Mit tiefster Betroffenheit,

Ihre Maria H. aus Graz

Wir können nicht mehr – wann wird uns endlich geholfen? - Graz, St. Peter

Liebes EPAS-Team,

mein Name ist Sabine, ich bin 48 Jahre alt und lebe in Graz, St. Peter. Seit drei Jahren kümmere ich mich um meinen Vater, der an Alzheimer erkrankt ist. Er lebt 30 Kilometer entfernt, und ich versuche, das alles mit meinem Vollzeitjob als Verkäuferin unter einen Hut zu bringen. Doch dieser Spagat zermürbt mich zunehmend.

Die 24-Stunden-Pflege, die uns eigentlich entlasten sollte, wechselt ständig das Personal, und viele Pflegekräfte sind schlecht ausgebildet. Als ich eine Pflegerin auf die Probleme ansprach, meinte sie frech: „Wenn Ihnen etwas nicht passt, warum pflegen Sie Ihren Vater nicht bei Ihnen zu Hause?“ Diese Worte haben mich tief getroffen, weil ich sowieso schon fast nicht mehr weiß, wie ich das alles schaffen soll.

Meine Ehe leidet darunter, weil ich kaum noch Zeit für meine eigene Familie habe. Mein Mann und ich sehen uns nur noch selten, und ich merke, dass auch meine Kinder unter meiner ständigen Abwesenheit leiden.

Wann wird endlich etwas getan? Wir brauchen dringend Unterstützung, bevor alles über uns zusammenbricht.

Mit erschöpften Grüßen,
Sabine aus Graz