Read Outs Linz

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September & Oktober 2024

"Warum müssen unsere Alten so leiden?" - Ein Brief von Karin aus Linz

Ich bin Karin aus Linz, 54 Jahre alt und ich habe meine Mutter nun schon seit zwei Jahren in einem Pflegeheim. Ich habe lange überlegt, ob ich diesen Brief schreiben soll, weil ich eigentlich niemanden angreifen will. Aber was ich in letzter Zeit erlebt habe, macht mich so wütend und traurig, dass ich einfach nicht mehr schweigen kann.

Die Bedingungen in den Heimen sind schrecklich. Die Pflegerinnen und Pfleger geben wirklich ihr Bestes, das sieht man ihnen an, aber es sind einfach viel zu wenig Leute da! Meine Mutter, die schon schwer dement ist, sitzt oft stundenlang im Rollstuhl, weil keiner Zeit hat, sie zu beschäftigen oder einfach mal mit ihr zu reden. Und das ist kein Einzelfall. Man sieht überall alte Menschen, die einsam in den Gängen sitzen, weil die wenigen Pflegekräfte komplett überfordert sind.

Die Arbeit in der Pflege ist so hart, und die Leute, die das machen, sind wirklich Engel. Aber wie sollen sie das durchhalten, wenn immer mehr von ihnen aussteigen, weil sie körperlich und psychisch am Ende sind? Es wird ständig von Fachkräftemangel geredet, aber was passiert wirklich? Wo sind die versprochenen Maßnahmen? Es kommt mir vor, als würde einfach nichts getan werden, um die Situation zu verbessern.

Ich habe auch schon überlegt, meine Mutter wieder nach Hause zu holen, aber wie soll ich das schaffen? Ich arbeite selber Vollzeit, und wenn ich sehe, dass sogar die Profis im Heim an ihre Grenzen stoßen, wie soll ich das dann alleine hinkriegen? Das Gefühl, dass ich sie dort im Stich lasse, macht mich jeden Tag fertig.

Ich kann nicht verstehen, warum das Thema Pflege immer nur kurz aufkocht, wenn irgendwo wieder ein Skandal passiert. Das ist doch ein Dauerzustand! Wir reden hier nicht über irgendein Luxusproblem, sondern über Menschen, die ihr Leben lang gearbeitet haben und jetzt so würdelos dahinvegetieren. Es zerreißt mir das Herz, wenn ich meine Mutter sehe, wie sie oft tagelang dieselbe Kleidung trägt oder wenn die Windel nicht rechtzeitig gewechselt wird. Das ist doch keine Pflege mehr, das ist einfach nur noch ein Verwahren!

Ich weiß nicht, was man tun kann, um das zu ändern, aber eins weiß ich: So darf es nicht weitergehen. Unsere Alten haben Besseres verdient. Und die Pflegekräfte auch. Wir brauchen endlich mehr Personal, bessere Arbeitsbedingungen und vor allem mehr Aufmerksamkeit für dieses Thema. Es geht um unsere Eltern, um unsere Zukunft. Und irgendwann werden wir selber alt sein. Will wirklich jemand so enden?

Sylvia: "Linz wird langsam wie Wien – und wir sind die Leidtragenden!

Ich heiße Sylvia und wohne seit über 20 Jahren in Linz. Ich habe immer gedacht, dass unsere Stadt sicher ist, ein Ort, wo man sich wohlfühlen kann und die Kinder unbeschwert aufwachsen können. Doch in den letzten Monaten hat sich so vieles verändert, dass ich mir fast fremd in meiner eigenen Stadt vorkomme.

Abends traue ich mich kaum noch alleine aus dem Haus. Es gibt immer wieder Berichte von Überfällen, Schlägereien und Belästigungen – und das direkt vor meiner Haustür! Und wo ist die Polizei? Keine Ahnung, jedenfalls nicht da, wo sie gebraucht wird. Es fühlt sich an, als ob Linz langsam wie Wien wird, wo man ständig auf der Hut sein muss.

Letzte Woche wurde der Sohn meiner Nachbarin von einer Gruppe Jugendlicher bedrängt, nur weil er ihnen „falsch“ angeschaut hat. Sie haben ihm das Fahrrad weggenommen und ihn beleidigt, und niemand hat eingegriffen. Und jetzt ratet mal, was die Polizei gesagt hat, als sie es gemeldet haben? „Da können wir leider nichts machen, das ist schwierig nachzuweisen.“ Das kann doch nicht wahr sein!

Ich habe immer gehofft, dass meine Kinder hier in einer friedlichen Umgebung aufwachsen können, aber jetzt? Ich überlege ernsthaft, ob wir nicht aus Linz wegziehen sollten. Es bricht mir das Herz, wenn ich an früher denke, als ich noch stolz auf unsere Stadt war. Und jetzt? Jetzt habe ich einfach nur Angst und Wut im Bauch.

Liebe Grüße,
Sylvia aus Linz

Explodierende Mieten – Wo bleibt unser Linz für uns?

Liebes Redaktionsteam,

ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll, weil ich so wütend und traurig bin gleichzeitig. Ich wohne jetzt seit fast 40 Jahren in Linz, hab hier alles, wirklich alles erlebt: die guten Zeiten, die schwierigen, die freudigen und die, wo ich gedacht hab, ich kann einfach nicht mehr. Aber was jetzt passiert, das ist schlimmer als alles, was ich bisher erlebt habe: Die Mieten hier in Linz explodieren regelrecht, und ich frag mich echt, wie das weitergehen soll.

Erstmal vorweg, ich bin kein Querulant oder so jemand, der immer nur schimpfen will. Nein, ich bin ein ganz normaler Bürger, einer, der jeden Tag in die Arbeit geht, seine Rechnungen bezahlt und einfach in Ruhe leben möchte. Aber genau das wird uns hier in Linz gerade immer mehr genommen. Meine Eltern haben damals noch relativ günstig ihre Wohnung gekauft, in der wir aufgewachsen sind. 100 Quadratmeter in Urfahr, damals war das ein Schnäppchen, weil die Gegend ja noch nicht so angesagt war. Heute würde ich mir das niemals leisten können, und das, obwohl ich einen guten Job hab und eigentlich nicht schlecht verdien. Aber wie soll man denn was auf die Seite legen, wenn die Miete jeden Monat über 1.000 Euro verschlingt?

Es kann doch nicht sein, dass man für eine Zwei-Zimmer-Wohnung fast genauso viel zahlt, wie wenn man in einer Eigentumswohnung wohnt! Das rechnet sich einfach nicht, aber ich hab ja keine andere Wahl. Ich muss in Linz wohnen, weil ich hier arbeite, mein ganzes Leben spielt sich hier ab. Und wenn ich dann höre, dass die Mieten in den letzten fünf Jahren um fast 30 Prozent gestiegen sind, dann frag ich mich, was das alles soll. Wem bringt das denn was? Den Immobilienhaien, die ihre neuen teuren Wohnungen an gutbetuchte Leute aus Wien und Salzburg verkaufen, während die echten Linzer, die schon ihr Leben lang hier sind, einfach rausgeekelt werden.

Wie viele Menschen in meinem Umfeld mussten schon umziehen, weil sie sich die Miete in ihrer alten Wohnung nicht mehr leisten konnten? Meine Nachbarin zum Beispiel, die Maria, eine liebe alte Dame, die seit über 50 Jahren in der selben Wohnung gelebt hat, weil sie sich so sicher und zuhause gefühlt hat. Jetzt musste sie raus, weil der neue Besitzer das Haus entkernt und Luxuswohnungen draus gemacht hat. „Die alte Substanz erhalten“ haben sie gesagt. Ja, und gleichzeitig haben sie die Mieten fast verdoppelt. Das soll mal einer verstehen! Für wen ist das bitte gemacht? Doch sicher nicht für die Maria, die jetzt in einer winzigen Sozialwohnung am anderen Ende der Stadt lebt und jeden Tag eine Stunde in die Innenstadt braucht, um ihre Einkäufe zu machen.

Und dann fragt man sich, warum die Leute so unzufrieden sind. Es fühlt sich an, als würde einem das eigene Zuhause weggenommen, so ganz schleichend. Wenn ich durch die Stadt gehe, sehe ich immer mehr schicke Neubauten, aber die, die dort einziehen, das sind nicht die Linzer von früher. Das sind junge, erfolgreiche Leute, die oft nicht mal hier arbeiten, sondern nur pendeln. Die kaufen sich dann eine Wohnung als Wertanlage, lassen sie ein paar Jahre leer stehen oder vermieten sie teuer an andere Pendler. Ich weiß, das klingt verbittert, aber das ist die Realität. Und wir, die hier leben und wohnen wollen, bleiben auf der Strecke.

Was macht denn die Politik dagegen? Ich hab das Gefühl, dass die einfach wegschauen. Klar, man hört mal was von Mietobergrenzen oder neuen Wohnbauprojekten, aber das ist doch alles nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Ich hab vor kurzem gelesen, dass die Stadt Linz plant, den sozialen Wohnbau auszuweiten. Schön und gut, aber bis da die ersten Wohnungen stehen, hat sich doch die halbe Stadt schon neu orientiert oder wohnt irgendwo am Land. Und derweil steigen die Mieten immer weiter. Das muss man sich mal vorstellen, ich hab im letzten Jahr eine Mieterhöhung von über 100 Euro bekommen – einfach so, ohne dass irgendwas an der Wohnung gemacht wurde. Wofür zahle ich das bitte?

Es gibt Tage, da wach ich auf und denk mir: Was passiert hier gerade? Früher konnte man als normaler Arbeiter noch seine Familie versorgen, ein bisschen sparen und irgendwann vielleicht sogar ein kleines Häuschen bauen. Heute? Da bin ich froh, wenn ich meine Tochter jedes zweite Wochenende sehen kann, weil ich die restliche Zeit arbeiten muss, um über die Runden zu kommen. Ihr fällt es auch schwer, das zu verstehen. Sie sagt immer, „Papa, warum wohnst du nicht mehr bei uns?“ Wie soll ich ihr erklären, dass ich mir das einfach nicht mehr leisten kann?

Manchmal hab ich das Gefühl, als würde die Stadt ihre Seele verlieren. Das klingt jetzt kitschig, aber wenn ich an das alte Linz denke, wie es war, als ich noch ein Kind war, dann tut mir das in der Seele weh. Da war noch so viel Leben, man kannte seine Nachbarn, die Stadt hatte einen richtigen Charakter. Heute wirkt alles so austauschbar, wie eine dieser gesichtslosen Städte, wo jeder nur noch durchhetzt und keiner mehr Zeit hat. Und alles dreht sich nur ums Geld.

Ich weiß, ich kann die Welt nicht ändern, und wahrscheinlich wird sich an der Situation auch so schnell nichts ändern. Aber ich möchte wenigstens, dass irgendjemand das liest und versteht, dass wir hier nicht einfach nur zahlen müssen, ohne Fragen zu stellen. Dass wir auch ein Recht auf unsere Stadt haben, und dass nicht alles nur den Investoren gehört, die ihren Profit maximieren wollen.

Vielleicht gibt es da draußen ja jemanden, der das genauso sieht wie ich. Der genauso leidet, weil er sein Zuhause verliert, weil er sich das Leben hier nicht mehr leisten kann. Ich weiß es nicht. Aber ich hoffe es. Und ich hoffe, dass wir irgendwann wieder ein Linz haben, das für uns alle da ist – nicht nur für die, die sich die neuen Mieten leisten können.

Danke, dass ich mir das von der Seele schreiben konnte. Es tut gut, das einfach mal loszuwerden.

Herzliche Grüße, ein verzweifelter Linzer