Die Abhängigkeit von China – ein zweischneidiges Schwert
Die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Europa und China haben in den letzten Jahren stark zugenommen. Besonders Deutschland und Österreich als exportorientierte Nationen haben in China nicht nur einen Absatzmarkt, sondern auch einen bedeutenden Partner für die Entwicklung von Industrie und Lieferketten gefunden. Doch mit steigenden Investitionen europäischer Konzerne in China stellt sich eine zentrale Frage: Ist diese zunehmende Abhängigkeit von einem Land mit ganz anderen politischen und wirtschaftlichen Systemen langfristig tragbar – oder sogar gefährlich?
In diesem Artikel wird erläutert, warum die steigenden Investitionen in China nicht nur Vorteile mit sich bringen, sondern auch erhebliche Risiken für die heimischen Volkswirtschaften in Österreich und Deutschland bergen. Die zentrale These lautet: Eine übermäßige wirtschaftliche Verflechtung mit China könnte zu einer Bedrohung für die wirtschaftliche Stabilität und Unabhängigkeit der Länder werden.
Die wirtschaftlichen Verflechtungen zwischen Europa und China
China hat sich in den letzten Jahrzehnten von einem Schwellenland zu einer der größten Wirtschaftsmächte der Welt entwickelt. Seine Bedeutung als Handelspartner für Deutschland und Österreich kann nicht geleugnet werden. In China investieren europäische Unternehmen in verschiedene Industriezweige, von der Automobilindustrie über die Elektronik bis hin zur Chemie- und Maschinenbaubranche. Der Anreiz ist groß: China bietet kostengünstige Produktionsmöglichkeiten, ein großes Wachstumspotenzial und einen gigantischen Absatzmarkt.
Diese Zusammenarbeit ermöglicht es vielen europäischen Konzernen, ihre globale Wettbewerbsfähigkeit zu steigern und Zugang zu neuen Technologien und Produktionskapazitäten zu erhalten. Auch der Aufbau von Lieferketten, die kostengünstig und effizient in China organisiert werden können, ist für viele Unternehmen von großem Interesse.
Doch bei all diesen Vorteilen gibt es eine Schattenseite, die zunehmend von Wirtschafts- und Sicherheitsexperten thematisiert wird: die steigende Abhängigkeit von China.
Risiken für die heimische Wirtschaft: Abhängigkeit und Machtverhältnisse
Eines der größten Risiken der verstärkten Investitionen in China liegt in der Abhängigkeit, die dadurch entsteht. Je stärker österreichische und deutsche Unternehmen in China investieren, desto größer wird die Gefahr, dass sie von den politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen in China abhängig werden. Dabei darf nicht vergessen werden, dass China ein Land mit einem autoritären Regierungssystem ist, das seine wirtschaftlichen Entscheidungen häufig an politischen Zielen ausrichtet.
Die zunehmende Abhängigkeit von chinesischen Produktionskapazitäten und Lieferketten könnte dazu führen, dass Unternehmen in Krisensituationen erpressbar werden. Besonders in geopolitisch unsicheren Zeiten, wie beispielsweise während des Handelskriegs zwischen den USA und China oder der globalen Pandemie, zeigte sich, wie anfällig globale Lieferketten sind.
Wenn sich die Beziehungen zwischen China und dem Westen weiter verschlechtern, könnten europäische Unternehmen plötzlich vor verschlossenen Türen stehen. Schon jetzt gibt es zahlreiche Fälle, in denen China Unternehmen und Länder bestraft hat, die sich gegen seine Interessen gestellt haben. Die Konsequenzen reichen von Handelsbeschränkungen bis hin zu Einschränkungen bei der Beschaffung von wichtigen Rohstoffen und Technologien.
Das Problem der Abwanderung von Know-how
Ein weiterer Aspekt, der oft übersehen wird, ist der Verlust von technologischem Know-how. Durch Investitionen in China verlagern viele europäische Unternehmen nicht nur ihre Produktionsstätten, sondern auch ihre Innovationskraft in das Land. Chinesische Unternehmen profitieren von diesem Wissenstransfer und entwickeln eigene Technologien, die zunehmend mit den westlichen konkurrieren.
Dies stellt nicht nur eine Gefahr für die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Unternehmen dar, sondern führt auch zu einer Schwächung der Innovationskraft in den Heimatländern. Der Technologietransfer, der zunächst als positiv angesehen wurde, könnte sich langfristig als Bumerang erweisen, wenn chinesische Unternehmen ihre westlichen Pendants in wichtigen Industriebereichen überholen.
Politische Instabilität und Menschenrechtsverletzungen
Ein weiterer Grund zur Sorge ist die politische Instabilität in China. Das Land wird von einer autoritären Regierung geführt, die weder auf demokratische Prinzipien noch auf Rechtsstaatlichkeit achtet. Menschenrechtsverletzungen und politische Repressionen gehören zum Alltag. Unternehmen, die in China investieren, stehen oft vor dem moralischen Dilemma, ob sie ihre wirtschaftlichen Interessen über ihre ethischen Verpflichtungen stellen sollten.
Die engen wirtschaftlichen Beziehungen zu einem Land, das regelmäßig wegen seiner Menschenrechtsverletzungen kritisiert wird, könnten auch das Image europäischer Unternehmen in der Öffentlichkeit beschädigen. Es ist nicht auszuschließen, dass in Zukunft vermehrt Kritik an Konzernen laut wird, die trotz der politischen Lage in China weiterhin in das Land investieren.
Verzerrung des Wettbewerbs: Subventionen und staatliche Kontrolle
Ein weiteres Problem, das mit der wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit China einhergeht, ist die Verzerrung des Wettbewerbs. Chinesische Unternehmen profitieren in vielen Bereichen von staatlichen Subventionen und Protektionismus. Die chinesische Regierung unterstützt strategisch wichtige Industrien und Unternehmen und sorgt so dafür, dass diese international konkurrenzfähig sind.
Europäische Unternehmen, die in einem freien Markt agieren, können mit diesen stark subventionierten Unternehmen nur schwer mithalten. Dies führt zu einem Ungleichgewicht, das den europäischen Wirtschaftsraum schwächen könnte. Wenn heimische Unternehmen in China investieren, unterstützen sie damit indirekt die staatliche Wirtschaftspolitik des Landes, die darauf abzielt, chinesische Unternehmen international zu stärken.
Langfristige Folgen für die heimische Industrie
Die langfristigen Folgen der verstärkten Investitionen in China könnten für die heimische Industrie schwerwiegend sein. Die Abwanderung von Produktionsstätten und Know-how schwächt die industrielle Basis in Deutschland und Österreich. In der Folge könnten Arbeitsplätze in den Heimatländern verloren gehen, während die Abhängigkeit von chinesischen Produktionskapazitäten weiter steigt.
Sollte es in Zukunft zu politischen oder wirtschaftlichen Spannungen zwischen China und dem Westen kommen, könnten europäische Unternehmen, die stark in China investiert haben, vor ernsthaften Problemen stehen. Lieferketten könnten unterbrochen, Produktionsstätten geschlossen und Investitionen verloren gehen. Dies hätte nicht nur Auswirkungen auf die betroffenen Unternehmen, sondern auch auf die gesamte Wirtschaft der betroffenen Länder.
Die geopolitischen Spannungen verschärfen die Lage
Eine der größten Herausforderungen im Zusammenhang mit Investitionen in China sind die geopolitischen Spannungen zwischen China und dem Westen. Insbesondere die USA haben in den letzten Jahren immer wieder Sanktionen gegen chinesische Unternehmen verhängt, die in kritischen Sektoren wie der Telekommunikation oder der Rüstungsindustrie tätig sind. Für europäische Unternehmen bedeutet dies, dass sie bei ihren Investitionen in China stets das Risiko im Auge behalten müssen, dass sie in zukünftige geopolitische Konflikte hineingezogen werden könnten.
Sollten die Beziehungen zwischen China und den westlichen Demokratien weiter eskalieren, könnten Unternehmen, die stark in China investiert haben, von Sanktionen betroffen sein oder gar ihre Investitionen in Gefahr sehen. Zudem hat China in der Vergangenheit immer wieder gezeigt, dass es bereit ist, seine wirtschaftliche Macht als Druckmittel einzusetzen. Länder, die sich gegen chinesische Interessen stellen, werden oft mit Handelsbeschränkungen oder anderen wirtschaftlichen Maßnahmen bestraft.
Ein Beispiel hierfür war der Handelsstreit zwischen China und Australien. Als Australien Untersuchungen zur Herkunft des COVID-19-Virus forderte, reagierte China mit harten Handelsbeschränkungen gegen australische Produkte, was die australische Wirtschaft erheblich belastete. Ähnliche Maßnahmen könnten auch gegen europäische Unternehmen ergriffen werden, sollten sich die politischen Beziehungen weiter verschlechtern.
Die Abhängigkeit von chinesischen Rohstoffen
Ein weiteres Risiko, das mit den steigenden Investitionen in China einhergeht, ist die Abhängigkeit von chinesischen Rohstoffen. China kontrolliert einen erheblichen Teil der weltweiten Produktion von seltenen Erden und anderen kritischen Rohstoffen, die in zahlreichen Industrien, von der Automobil- bis zur Elektronikindustrie, unverzichtbar sind.
Sollten die Beziehungen zwischen China und dem Westen weiter eskalieren, könnten europäische Unternehmen von diesen Rohstoffen abgeschnitten werden. Dies könnte nicht nur zu erheblichen Produktionsausfällen führen, sondern auch die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie langfristig schwächen.
Die Gefahr der Unterwanderung durch chinesische Interessen
Ein weiteres, oft übersehenes Risiko besteht in der Möglichkeit, dass chinesische Unternehmen und der chinesische Staat gezielt versuchen, durch Investitionen in europäische Unternehmen und Infrastruktur Einfluss auf die politischen und wirtschaftlichen Entscheidungen in Europa zu nehmen. Chinesische Unternehmen sind in vielen Fällen eng mit der Regierung verbunden, was bedeutet, dass Investitionen in Europa oft nicht rein wirtschaftlichen, sondern auch politischen Zwecken dienen.
In den letzten Jahren haben chinesische Unternehmen zahlreiche strategische Übernahmen in Europa getätigt, insbesondere in kritischen Infrastrukturen wie Häfen, Telekommunikationsunternehmen und Energieversorgern. Diese Übernahmen geben China einen erheblichen Einfluss auf die europäische Wirtschaft und können langfristig dazu führen, dass europäische Regierungen in ihren Entscheidungen weniger unabhängig agieren.
Verlust der wirtschaftlichen Souveränität
Eine der größten Gefahren, die mit den steigenden Investitionen in China verbunden sind, ist der schleichende Verlust der wirtschaftlichen Souveränität. Je mehr europäische Unternehmen in China investieren und von chinesischen Lieferketten abhängig werden, desto mehr gerät die europäische Wirtschaft unter die Kontrolle chinesischer Interessen. Dies könnte dazu führen, dass europäische Regierungen in geopolitischen Fragen immer stärker unter Druck geraten, sich den Wünschen und Forderungen Chinas anzupassen, um wirtschaftliche Nachteile zu vermeiden.
Dieser Verlust an wirtschaftlicher Souveränität könnte langfristig zu einer Schwächung der europäischen Position in der Weltwirtschaft führen und die Fähigkeit der europäischen Länder, ihre eigenen Interessen zu verfolgen, erheblich einschränken.
Vorsicht statt Abhängigkeit
Die steigenden Investitionen europäischer Unternehmen in China mögen kurzfristig viele Vorteile mit sich bringen, doch die langfristigen Risiken dürfen nicht ignoriert werden. Die Abhängigkeit von einem autoritären Regime, das wirtschaftliche Entscheidungen häufig an politischen Zielen ausrichtet, kann für die europäische Wirtschaft gefährlich werden.
Es ist daher wichtig, dass europäische Unternehmen und Regierungen ihre wirtschaftlichen Beziehungen zu China sorgfältig abwägen und darauf achten, dass sie nicht in eine Abhängigkeit geraten, die sie langfristig erpressbar macht. Diversifizierung und die Stärkung der eigenen Produktionskapazitäten sollten im Vordergrund stehen, um die wirtschaftliche Souveränität zu bewahren.